Verfasst von: geartard | Juli 2, 2012

ANVIS @ Bundeswehr: Das bekannte NVG nun auch für deutsche Soldaten

Zur Ausstattung des modernen Infanteristen der Bundeswehr gehört ein Nachtsichtgerät- das ist unter den Eindrücken und Notwendigkeiten der Einsätze der Bundeswehr (insbesondere zu nennen ist ISAF in Afghsnistan) kein Geheimnis mehr. Die Ausstattung mit dem Modell LUCIE kommt von der europäischen Unternehmensgruppe Thales. Nun sind im vergangenen Jahr allerdings Medienpublikationen erschienen, welche ein neues Modell im Dienste der Bundeswehr verkünden. Hierbei handelt es sich um einen „alten Bekannten“ in unserem Blog. Die Rede ist vom ANVIS bzw. AN/AVS- NVG.
Thales bietet selbst das Modell HELIE an. Hierbei handelt es sich um das uns bekannte ANVIS- Nachtsichtgerät, ein Binokular für die Besatzung und die Piloten von Hubschraubern.
Bei der deutschen Bundeswehr wird dieses Gerät nun unter dem auf den ersten Blick seltsamen Namen Bonie- M verwendet
Was verbirgt sich hinter diesem Kürzel? Eine Vermutung, vielmehr eine Befüchtung, liegt da sehr nahe.

Tatsächlich verbrigt sich dahinter zum Glück keine 1970er Jahre Musik, sondern die Transkribierung des HELIE/ ANVIS- NVG in die Nomenklatur der Bundeswehrverwaltung. BONIE- M steht für Binokular Night Intensifier Equipment- Modular.
Von der Bundeswehr im Einsatz selbst haben wir bisher kein vorliegendes Material. Dafür gibt es von der Erprobung des Systems Infanterist der Zukunft – Erweiteres System (kurz IdZ- ES) ein Bild, veröffentlicht von der Bundeswehr.

Quelle: Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB)

Darüber hinaus ist uns ein Bild eines KSK- Soldaten bekannt. Dieser hat auffälligerweise an seinem Helm (ein TC APH von MSA) die markante Aufnahme für ein ANVIS und nicht wie bisher gesehen für die LUCIE. Neben der Mount sieht man auch das Low Profile Battery Pack (LPBP) auf der Rückseite des Helmes. Die LPBP ist mit einem deutlich erkennbaren Kabel mit der Mount verbunden. Dieses versorgt das ANVIS/HELIE/BONIE- M logischerweise mit Strom. Gleichzieitg kann sie als Gegengewicht für das NVG dienen (zum Thema Counter Weight Pouch findet hier einen Beitrag von uns).


Quelle: Seul Military Consulting, Katalog 2012

Welche Bedeutung hat diese Erscheinung?
Das Auftauchen des ANVIS bei deutschen Kräften überrascht angesichts der vorhandenen Technologien nicht sonderlich. Vielmehr ist es ein wünschenswerter Schritt für die persönliche Ausrüstung der (deutschen) Soldaten im Einsatz. Die Technologie ist vorhanden und das bereits seit Jahren! Der jahrzehntelange Bündnispartner USA hat es vorgemacht. Die US Army Special Forces sind bereits zum Beginn von OP Enduring Freedom mit dem ANVIS in den Einsatz gezogen. 10 Jahre später zieht die Bundeswehr nach. Bereits im August 2011 begann die Auslieferung der ersten 1.700 Geräte. Das berichtet die Onlineausgabe von Bundeswehr aktuell. Es ist freilich besser spät als gar nicht die offensichtlichen Baustellen in puncto Ausrüstungsdefizize zu beheben. Schenkt man den Aussagen von Soldaten Glauben, so gibt es von diesen Baustellen allerdings mehr als genug. Es ist nicht unüblich, dass insbesondere Soldaten aus hauptsächlich infanteristischen Truppenteile sich vor Einsatzbeginn einen drei- oder sogar vierstelligen Betrag für neue Arbeitskleidung ausgeben, um die Defizite der dienstlich gelieferten Ausrüstung zu kompensieren. Ein Nachtsichtgerät sprengt aber selbst diesen Rahmen und ist abgesehen davon nicht ohne weiteres erhältlich. Das bleibt auch für mich unbestritten. Erschwert wird der Umstand des schnellen Handelns allerdings noch durch gravierende Mängel an anderen Systemen, welche eine höhere Dringlichkeit haben als die persönliche Ausrüstung. Als Beispiel sei lediglich die Unterbringung der Soldaten genannt, welche anfangs noch keinen ausreichenden Schutz gegen die Auswirkungen Raketenangriffe bot.
Es ist natürlich bekannt, dass ein ANVIS mit der oben gezeigten Mount Base nicht das state of the art Gerät ist, wie es sein könnte. Stichwort das Wackeln in der Montage. Das soll die erwünschten und die erhofften Erfolgsaussichten nun aber nicht schmälern.
Für mich zeigt die Entscheidung zu einem neuen NVG jedenfalls dass, die Transformation der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz weiter Formen und Farben annimmt.


Antworten

  1. Hey. Toller bericht. Frage mich warum man sich für ein ANVIS entschieden hat und nicht für ein PVS15 zB. Hoffentlich wird auch eine ordentliche Mount dazu ausgegeben. Denn das Wackeln nervt ziemlich.
    Dass Soldaten sich selber mit Gear eindecken stimmt. Aber ich weiß auch von Soldaten die sich privat ein PVS-14 beschafft haben. Denen war es das Geld wert weil sie mangels Tiefenwahrnehmung und „nur“ Gen2+ nicht mit dem LUCIE-NVG arbeiten konnten. Das 14er hat zwar auch nur eine Röhre aber dadurch dass das andere Auge auch noch (schwach) sieht ist eine räumliche Wahrnehmung mehr gegeben. Je mehr Restlicht desto besser ist es.
    Traurig ist es auf jeden Fall dass Soldaten sich von ihrem Sold auch noch Gear kaufen müssen weil die BW nicht in die Puschen kommt mal was ordentliches zu beschaffen.

    • Tja, die Entscheidung können wir keinesfalls durchschauen.

      Dann möchte ich aber nochmal darauf hinweisen, dass wir hier nicht über das private Beschaffen von Ausrüstung reden, sondern primär um die Neueinführung eines neuen NVGs. Ganz kurz nur: Du hast natürlich recht, dass sich Soldaten mit eigener Ausrüstung eindecken. Die Gründe lassen wir erstmal dahingestellt. Ob das persönliche Präferenz oder Kompensation ist, ist ein eigenes, großes Thema. Fakt ist dennoch, dass die Auftragserfüllung im Vordergrund steht und die kann rein technisch mit vorhandenen MItteln ausgeführt werden Komfort und „Mimimi“- Faktor außen vorgelassen.


Hinterlasse einen Kommentar

Kategorien